Angedacht 3/2018

 

Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt Erlebnisse, die bleiben haften im Gedächtnis und prägen einen für das ganze Leben. So auch bei einer schwäbischen Großfamilie, die im Krieg evakuiert wurde in die Haslachmühle bei Wilhelmsdorf. Viele Familien, Menschen aller Generationen, waren dort untergebracht.
Die Mahlzeiten hat man gemeinsam eingenommen. Eines Tages kamen noch weitere Mitbewohner dazu: ein ganzes ausgebombtes Altersheim ist eingezogen.

Als in jenem Jahr das Getreide ganz ordentlich auf den Feldern stand, kam plötzlich ein heftiges Gewitter und zerstörte die komplette Ernte. Die Menschen standen an den Fenstern und weinten. Der Hausvater musste vermelden: „Heute fällt das Mittagessen aus. Wir müssen erst schauen, woher wir etwas bekommen.“

Eine Mutter aber rief entschlossen: „Komm, wir gehen Pilze suchen. Vielleicht haben wir dann wenigstens für uns etwas.“
Und tatsächlich: im Wald fand sie wider Erwarten viele, viele Ringe von Pilzen. Köstliche Champignons. Die Jungs der Familie wurden zurückgeschickt, um Körbe zu holen.
Und ganze sechs Körbe wurden voll!

Zuhause angekommen stand da auch noch ein Postwagen und darauf ein großer Sack mit Mehl! An den Sack geheftet war ein Zettel mit der Aufschrift „In the name of Christ.“.

 

In einem Lied von Paul Gerhardt lautet eine Strophe:

„Du nährest uns von Jahr zu Jahr,
bleibst immer fromm und treu
und stehst uns, wenn wir in Gefahr geraten, treulich bei.“
EG 324,8

So zu danken und dieses zu bekennen, ist der Sinn des Erntedankfestes.
Auch wenn wir in diesem Jahr durch die große Hitze und Dürre spürbare Einbußen bei der Ernte haben hinnehmen müssen, gibt es dennoch immer noch viel zu danken.
Unser Leben bleibt ein Wunder. Nur durch unsere Undankbarkeit können wir es verderben.

Mit herzlichen Segenswünschen

Ihr Pfarrer Ulrich Wildermuth