Angedacht 2/2020

„Auf dem Wege sein ...“

Simone EttmüllerZurzeit sind wieder viele Menschen auf dem Weg. Nachdem wir in den vergangenen Wochen Monaten wegen Corona an unser Zuhause gebunden waren, drängt es uns jetzt umso mehr aufzubrechen, uns auf den Weg zu machen – hinaus ins Grüne, zu Freunden und Verwandten, in den Urlaub. Nicht nur nach solchen Ausnahmesituationen, wie wir sie jetzt hoffentlich bald hinter uns haben und zur Urlaubszeit gilt: Menschen wollen unterwegs sein.

Die Bibel ist voll von Geschichten von Menschen, die unterwegs sind. In der Sommerpredigtreihe wird uns jeden Sonntag eine Predigt begegnen, die eine „Weg-Geschichte“ zum Inhalt hat. - Die Geschichte von Gott und seinem Volk beginnt damit, dass sich einer auf den Weg macht. Abraham bekommt den Auftrag: „Geh in ein Land, das ich dir zeigen will!“ Mose führt das Volk Israel aus Ägypten ins Gelobte Land. Auf dem Weg durch die Wüste erweist sich Gott als ein „beweglicher“ Gott: Er geht ihren Weg mit. Die Bundeslade gilt als Ort seiner Anwesenheit. Die Lade steht in der so genannten „Stiftshütte“. Das ist ein Zelt, das als „mobiler Tempel“ dient. Später erhält Gott im Jerusalemer Tempel ein festes Haus. Im 6. Jahrhundert vor Christus wird dieser Tempel zerstört und de Bewohner von Jerusalem in die Verbannung nach Babylonien geführt. Aber auch im fernen Babylonien dürfen die Israeliten erfahren: Gott hat uns hierher begleitet. Gott begegnet uns in den Schriften der Väter und in den Worten der Propheten - in der Heiligen Schrift. (Bild: Simone Ettmüller / www.simone-ettmueller.de)

Wir Christen glauben, dass uns Gott in Christus nahe gekommen ist. Im Rabbi Jesus von Nazareth war er mit den Menschen auf den staubigen Straßen Palästinas unterwegs. Nach Pfingsten konnten seine Jünger und viele Menschen erfahren, dass er im Heiligen Geist auch weiterhin bei uns ist. Er begleitet uns, wohin wir gehen; wenn es sein muss bis an das Ende der Welt. Seine Botschaft lautet auch heute noch: Unser Gott ist ein Gott, der mitgeht; der sich und sein Herz bewegen lässt; der mit uns unterwegs ist und unseren Wegen ein Ziel gibt.

Gott begleitet uns nicht nur auf Wegen, die über die Erde führen. Er begleitet uns auch auf den Weg zu anderen Menschen, z. B. zu Menschen, von denen uns Streit und Entzweiung trennt. Das sind die schwierigsten Wege. „Geh hin und versöhne dich mit deinem Mann, mit deiner Frau, mit deinem Kind, mit deinem Vater, mit deiner Mutter, mit deinem Bruder, Freund, Nachbarn, Kollegen…“ - Davonlaufen wäre da oft der einfachere Weg. Aber Gott geht vor allem unsere schwierigen Wegen mit. Sie führen uns ins Land der Verheißung und der Versöhnung; zu neuen Ansichten und ungewohnten Perspektiven - auch zu uns selbst. Wohin Sie Ihre Wege in den Ferien auch führen – Gottes Schutz und Segen begleite Sie und Ihre Lieben – und: Kommen Sie gesund zurück!

Für das ganze Redaktionsteam ,
Ihr Pfarrer Jörg Scheerer