Angedacht 04/2014

„Der guten Mär bring ich so viel,
davon ich singn und sagen will.“

Martin Luther, EG 24

Liebe Leserinnen und Leser,

 „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“, so heißt es im Sprichwort. Zu Weihnachten gehört eine Botschaft, die nicht einfach nur so dahin gesagt werden will. Sie ist als frohe Botschaft mit einer Stimmung verbunden, die unsre Stimme zum Klingen bringt. Sie hebt uns heraus aus den Niederungen des Alltags und bringt einen neuen Glanz über unser Leben. Darum gehört an Weihnachten zum Sagen das Singen: „Der guten Mär bring ich so viel, davon ich singn und sagen will.“, heißt es in Martin Luthers Lied „Vom Himmel hoch da komm ich her.“ Die beiden Worte „singen“ und „sagen“ sind dabei mit demselben Anfangsbuchstaben verbunden, einem sogenannten Stabreim. Durch diese bewusste Wortwahl will Martin Luther darauf hinweisen, dass dies eine innere Einheit ist und ein unauflösbarer Zusammenhang. Es ist der hochgestimmte Ton, es ist die freudig gespannte Stimme, die zur guten Nachricht gehört und diese zur Geltung bringt.

 

Aber worin besteht diese gute neue Mär? Es ist die alle menschlichen Begriffe sprengende Kunde, dass der ewige, unendliche Gott ankommt und Wohnung nimmt in unserer endlichen, verlorenen und zeitlichen Menschenwelt. Es ist die Nachricht, dass der unsichtbare Gott ein Gesicht bekommen hat im Antlitz Jesu Christi. Es ist die Botschaft, dass Gott in seiner Allmacht wehrlos und klein geworden ist als Kind in der Krippe. Es ist die Offenbarung des Fleisch gewordenen Wortes: „Gott mit uns.“

Ich frage mich, ob wir uns gerade in diesem Jahr einlassen auf diese Tiefen- und Freudendimension von Weihnachten? Oder lassen wir uns wieder treiben von unseren unzähligen Verpflichtungen, von der Hektik der Adventszeit und von den Zwängen des Konsums? Singen und musizieren wir die weihnachtlichen Lieder – in der Familie, in der Schule und in unseren Gruppen? Und nicht zuletzt: Gönnen wir uns diese Freude, dieses Fest und diese Fülle – trotz aller Krisen und Krisenherde in unserer globalisierten Welt? Halten wir doch daran fest: Der ewig-reiche Gott schenkt sich selber dieser Welt! Weil es darum und um nichts weniger geht, wünsche ich Ihnen in diesem Sinne ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Pfarrer Ulrich Wildermuth