Lesepredigt zum Ostersonntag 2020

Predigt für Ostersonntag, 12. April 2020 zu 1. Kor 15,19-28 – Glaube an die Auferstehung

( -> Zum Anhören auf YouTube verfügbar)

Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt. Denn er muss herrschen, bis Gott »alle Feinde unter seine Füße gelegt hat«   (Psalm 110,1). Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allem.

„Ich glaube an die Auferstehung von den Toten und an das ewige Leben“ sprechen wir im Glaubensbekenntnis. Aber was heißt „ewiges Leben“? Was bedeutet „Auferstehung“? - Das bedeutet zunächst, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Aber daran glauben viele. Sie tun es, weil es schmerzlich ist zu sterben. Deshalb versuchen sie, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, sich unsterblich zu machen, indem sie Denkmäler bauen aus Stein oder in einem Lebenswerk, in der Kunst oder durch ihre Kinder. Mache glauben an ein Wiedergeborenwerden ihrer Seele nach dem Tod in einem anderen Lebewesen.

Auch dem Apostel Paulus begegnet in der Gemeinde in Korinth eine Vorstellung, die auf ihre Art die Frage nach Tod und Ewigkeit beantwortet: Menschen dort glaubten, dass sie durch ihren Glauben an Jesus Christus jetzt schon dem Tod entronnen sind. Diese Glaubensstärke ist bewundernswert, aber auch sie leugnet die harte Realität des Todes, die uns in diesen Tagen besonders vor Augen geführt wird, wenn wieder ein Sarg im Grab versinkt und wir die Worte hören „Erde zu Erde. Asche zu Asche. Staub zum Staube.“ Paulus redet nicht von einem Weiterleben nach dem Tod. Er spricht von Auferstehung. Das ist ein Unterschied. Er leugnet nicht die harte Realität des Todes. „Ich sterbe täglich“ schreibt er den Korinthern (15,31b) und zählt die Peinigungen auf, die er zu erleiden hat. Auferstehung ist für ihn nur möglich, weil es die grausige Realität von Karfreitag gibt. Auferstehung ohne Tod, Auferstehung light – gibt es nicht.

Paulus kann seine Peinigungen nur ertragen, weil er weiß: Eines Tages ist das alles vorbei. Nicht nur für ihn, weil dann seine Seele an einem besseren Ort weiterlebt, sondern für alle. Er weiß: In dem was er erlebt und erleidet, ist Christus am Werk. Mit seinem ohnmächtigen Widerstand gegen die Lüge und Falschheit dieser Welt, mit seinem Hunger nach Brot und Gerechtigkeit, selbst mit seinen Misserfolgen und Niederlagen erringt Christus seine Siege. Eines Tages wird dieser Sieg sichtbar sein. Dann wird das Leben sichtbar sein und über den Tod triumphieren. An keiner Stelle spricht Paulus von einer anderen Welt hinter dieser Welt, in die wir uns am Tod vorbei oder durch den Tod hindurch durch dunkle Röhren ins Licht retten könnten, in eine freundliche Welt hinter den Wolken. Nein, wir leben in dieser Welt zusammen mit Menschen, die unter der Realität des Todes leiden. Und dieses Leben ist vielerorts bestimmt von Not, Hass, Verblendung, Nationalismus und tausendfachem Tod durch Krankheit. Es ist offenkundig, dass wir die Auferstehung noch vor uns haben. „Ich glaube an die Auferstehung von den Toten“ - das heißt: Gott wischt einmal die Tränen ab, die wir jetzt vergießen. Die Gräber, an denen wir jetzt weinen, müssen die Menschen wieder hergeben. Der Tod wird einmal überwunden sein zusammen mit seinen Handlangern, dem Hass und dem Krieg und aller Krankheit. „Ich glaube an die Auferstehung von den Toten“ - das heißt: Wir alle werden einmal das Leben in seiner ganzen Fülle schmecken. Das ist die Botschaft von Ostern. Amen!